Zusammenfassung
Hintergrund:
Die soziodemografische Entwicklung der Bevölkerung und Nachwuchsprobleme der Allgemeinmedizin
gefährden in vielen Ländern zunehmend eine adäquate hausärztliche Versorgung. Bei
der Gewinnung zukünftiger Mediziner für das Fachgebiet kommt den Universitäten eine
tragende Rolle zu. Inwieweit konkrete allgemeinmedizinische Lehrangebote die tatsächliche
Berufswahl von Absolventen beeinflussen können, ist noch nicht hinreichend untersucht.
Methoden:
Die vorliegende Untersuchung kombiniert im Studienverlauf erhobene Daten zur Teilnahme
an allgemeinmedizinischen Lehrangeboten von Studierenden aus 5 Jahrgängen mit Daten
einer späteren Absolventenbefragung.
Ergebnisse:
Die Rücklaufquote betrug 64,2%. Obwohl zu Studienbeginn lediglich 4,7% der Teilnehmer
eine Karriere als Allgemeinmediziner bevorzugt hatten, war das Fachgebiet mit 12,3%
die zweithäufigste Berufswahl unter den Teilnehmern. Von den angehenden Hausärzten
hatten nur 18,5% diese Karriere bereits zu Studienbeginn geplant. Die angehenden Allgemeinmediziner
hatten im Studienverlauf an allen fakultativen Angeboten des Fachgebiets (Wahlfach
Vorklinik, Wahlfach Klinik, Famulatur, PJ-Tertial) häufiger teilgenommen. Zudem gaben
sie häufiger an, im Studium berufliche Vorbilder in der Allgemeinmedizin kennengelernt
und Erfahrungen mit ärztlicher Tätigkeit in ländlichen Gebieten gesammelt zu haben.
Angehende Hausärzte bevorzugten häufiger eine spätere Arbeit im kleinstädtisch-ländlichen
Raum.
Schlussfolgerung:
In der Zusammenschau weisen die vorliegenden Ergebnisse darauf hin, dass eine breit
angelegte und praxisorientierte universitäre allgemeinmedizinische Lehre das Potenzial
besitzt, Studierende für den Hausarztberuf zu gewinnen und regionale Präferenzen zu
beeinflussen.
Abstract
Background:
Demographic change and recruitment problems in general practice are increasingly threatening
an adequate primary care workforce in many countries. Medical schools play an important
role in attracting young physicians to this field. The influence of the general practice
curriculum on the career choice of graduates has not yet been sufficiently investigated.
Methods:
The present study combines continuously collected data of medical students concerning
the participation in miscellaneous general practice courses with data of a later graduate
survey.
Results:
Response rate was 64.2%. Although only 4.7% of the participants preferred a career
in general practice at study entry, this specialty was, at 12.3%, the second most
frequent career choice. Among the future general practitioners, only 18.5% had initially
planned this career. The future general practitioners took part significantly more
frequently in all facultative general practice courses. They reported more frequently
to have met role models in general practice and to have gained experience in rural
areas. Future general practitioners would more often prefer to work in rural areas
in the future.
Conclusions:
Overall, the present results indicate that a broad and practice-oriented general practice
curriculum has the potential to attract medical students to the specialty.
Schlüsselwörter
Allgemeinmedizin - Berufswahl - Karriere - Medizinstudium - Curriculum
Key words
general practice - career choice - career - medical education - curriculum